Buchgedanken | Erebos - Ursula Poznanski

September 21, 2019


Erebos war das erste Buch von Ursula Poznanski, das ich gelesen habe, und da im August ein zweiter Band erscheinen sollte, bin ich über den Sommer nochmal in die Geschichte über Nick und dieses mysteriöse Spiel namens EREBOS abgetaucht. Auch nach dem zweiten Lesen kann ich sagen: Dieses Buch ist ein perfekt erzählter Jugendthriller voller Spannung und Tiefe. Die Autorin greift hier ein Thema aus der direkten Lebenswirklichkeit von Jugendlichen auf - Medienkonsum, das heute noch viel prägnanter ist als zur damaligen Veröffentlichung. Der Alltag an Nicks Schule steht Kopf, als geheimnisvolle Päckchen die Runde machen. Nur die Eingeweihten, die Zombies gleich durch die Korridore schleichen, kennen ihren Inhalt. Unser Protagonist Nick kann darüber nur den Kopf schütteln, bis ihm selbst ein Päckchen zugesteckt wird und er in den Sog des Computerspiels EREBOS gerät. Bald muss er sich fragen: Wie weit ist er bereit zu gehen, um weiter zu spielen?

BUCHGEDANKEN

Das Konzept eines Spiels als zentraler Handlungsort in Kombination mit den Thriller-Elementen ist sehr gut umgesetzt. Geeks und Nerds, die Fantasy-RPG-Spiele mögen, kommen hier voll auf ihre Kosten, da zum größten Teil die Handlung und die Charaktere im Spiel im Fokus stehen. An Quests, epischen Kämpfen und der Jagd nach Punkten wie Artefakten mangelt es nicht. Ich habe auch so eine Vermutung, welches beliebte Spiel da als Inspiration gedient hat. Daneben bietet EREBOS eine zusätzliche Ebene, die zunächst Spannung in das Geschehen bringt, indem man zusammen mit Nick rätselt welche (Buch)Figur welchen Spielcharakter verkörpert. 

Nick selbst erweist sich als sehr besonnener und fokussierter Jugendlicher, dem Freundschaft und (schulischer) Erfolg sehr wichtig sind. Aber gerade in EREBOS wird ihm Letzteres zum Verhängnis, als ihn das Spielfieber packt und der Wunsch nach Anerkennung unter den anderen Spielern ihn auf falsche Pfade führt. Dennoch lässt sich Nick nicht blind auf das Spiel ein. Er behält weitestgehend den Kontakt zur Realität, reflektiert und hinterfragt seine eigenen Handlungen sowie die Aufgaben des Spiels immer mehr. Detaillierter möchte ich Handlung und Figuren gar nicht schildern, denn gerade bei einem Thriller ist manchmal der Überraschungsmoment entscheidend. 

Auf die Thematik von Erebos möchte ich dagegen noch einmal genauer eingehen. Ursula Poznanski verbindet durch das Computerspiel geschickt Realität mit Fiktion und zeigt insbesondere am Anfang, wie aufgrund des Spiels die Sozialstrukturen des Schulalltags aufgeweicht werden. Es entstehen ganz neue Dynamiken zwischen den Schülern, die eindrucksvoll verdeutlichen, welche Macht und welchen Einfluss ein Fandom auf das Zugehörigkeitsgefühl und die Identität haben kann. Auch wenn dies grundlegend ein positiver Effekt sein kann, rücken gemäß des Genres die Schattenseiten in den Fokus: Der Sog und die Suchtgefahr, die EREBOS auslöst und durch die die Spieler teilweise den Kontakt zur Realität verlieren. Die Thematik ist nach wie vor aktuell und die Ereignisse des Buches lassen sich auch gut auf unsere heutige digitalisierte Welt und unseren Medienkonsum übertragen. Wir sind gleichermaßen anfällig für Manipulation durch (soziale) Medien wie die Jugendlichen es in Erebos sind. Die reale Welt wird virtuell, die virtuelle real: Wo ist die Grenze und welchen Informationen können wir vertrauen? Ich bin sehr gespannt, wie Ursula Poznanski diese Thematik im zweiten Band angehen wird. 

FAZIT: HERZENSBUCH ♥


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Literaturverweis:
Ursula Poznanski (2019): Erebos. Bindlach: Loewe. 

Bildrechte: Inken Pacholke (Wörterwelten)
Die Rechte an den Covern unterliegen dem jeweiligen Verlag & Designer.

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