Warum liest du?

November 14, 2019


Ich habe mir in den letzten Monaten mal wieder bewusst Zeit genommen, meine Lieblingsblogs zu durchstöbern - auch auf der Suche nach Buchtipps und Inspiration. Dabei bin ich bei Anabelle von Stehlblüten auf einen Fragebogen gestoßen - erdacht von Tobias von Lesestunden, der dazu auffordert, das eigene Leseverhalten unter die Lupe zu nehmen und der Frage Warum lese ich? auf den Grund zu gehen. Der Ästhetik wegen fasse ich die Fragen jedoch zu übergeordneten Kategorien zusammen. 

LESEVERHALTEN

  • Fragen: Was liest du? Welche Autoren favorisierst du? Wo liest du? Liest du viel oder wenig? Liest du schnell oder langsam? Wie viele Bücher liest du in der Regel gleichzeitig? Wie viele Bücher hast du im Schnitt auf deinem Stapel ungelesener Bücher? Brichst du Bücher ab? Liest du Bücher mehrmals? Hörst du während des Lesens Musik?
Vielleicht kann man an den bisherigen Rezensionen schon meine Lieblingsgenre ablesen: Fantasy und Science-Fiction. Ich liebe die vielfältigen Möglichkeiten, Geschichten zu erzählen, Welten und Gesellschaften zu entwerfen, die diese Genre bieten. Ich denke selbst viel über die Frage 'Was wäre, wenn?' nach und in fremden Welten, in denen Magie und Fabelwesen ganz selbstverständlich sind, in fernen Galaxien oder düsteren Zukunfstvisionen, kann ich den Gedankenexperimenten anderer folgen und zugleich meine eigenen reflektieren. Aber auch der eine oder andere Krimi, Thriller und Klassiker sind auf meiner Leseliste zu finden. Grundsätzlich landet dort jedes Buch, das mein Interesse weckt, ganz unabhängig vom Genre. 

  • WENN DEINE BÜCHER PLÖTZLICH VERLOREN GEHEN, WELCHE DREI BÜCHER WÜRDEST DU DIR SOFORT NEU BESTELLEN?
Horrorvorstellung! 😱 Diese Bücher von meinen Lieblingsautor*innen würden dann allerdings sofort wieder einziehen. Mit einem Klick auf die Cover kommt ihr auch zu den Rezensionen. 

  

All diese wunderbaren Bücher verschlinge ich dann meistens auf meinem Sofa, aber ich habe das Glück überall lesen zu können, also habe ich immer auch ein Buch dabei, wenn ich unterwegs bin. Nur mehrere (physische) Bücher gleichzeitig zu lesen, funktioniert bei mir überhaupt nicht - ich lese immer eins nach dem anderen und höre dann beim Putzen, Kochen und zum Einschlafen ein Hörbuch. Wenn mich dann ein Buch nicht mitreißen kann oder die Kritikpunkte den Lesespaß überwiegen, wird es kurzerhand auch abgebrochen. Oft genug wurde auch die andere Hälfte nicht mehr besser und ich widme meine Lesezeit lieber Büchern, die ich vor Spannung nicht aus der Hand legen kann. Meine Lieblingsbücher dagegen kann ich nicht oft genug lesen: Siberia von Ann Halam beispielsweise habe ich bereits 7-mal gelesen und jedes Mal habe ich mich aufs Neue in Schlehes Geschichte verliebt. 

Zahlen & Statistik: Vor ein paar Jahren noch habe ich relativ viel gelesen, zwischen 50 und 60 Büchern im Jahr. Als ich dann mein Studium (Germanistik & Fennistik) begonnen hatte und sich meine Leseliste mit Fachliteratur füllte, haben abends häufiger Netflix und die Playstation gewonnen. Richtig abgeflaut ist es dann erst vor ungefähr zwei Jahren. Seitdem habe ich eher Phasen, in denen ich ein Buch nach dem anderen verschlinge und dann folgt wieder eine monatelange Lesepause. So komme ich auf ca. 20-30 Bücher im Jahr. 

Als ich 2015 das erste Mal mit dem Bloggen begann, ist nicht nur mein SuB rapide angestiegen, sondern auch die Anzahl der gelesenen Bücher. Ich habe versucht mit anderen Blogger*innen mitzuhalten und im Laufe der Jahre wurde mir immer bewusster, dass dieser Wettbewerb der Zahlen mir einfach nicht gut tut und mir auch die Lust am Lesen nimmt. Es ging damals irgendwann gar nicht mehr darum, sich mit den Büchern auseinanderzusetzen, um die Figuren und ihre Geschichten. Auch die Frage, wie viele Seiten ich pro Tag oder gar pro Stunde lesen kann, ist in meinen Augen eine sinnlose Zahl, zumal sie von so vielen Faktoren wie Format, Schriftgröße, Schreibstil etc. abhängt. Daher wird man auf diesem Blog auch keine Lesemonate, Statistiken oder Ähnliches finden - so spannend das auch sein mag. 


KAUFVERHALTEN

  • Fragen: Welche Formate bevorzugst du? Legst du Wert auf eine hochwertige Verarbeitung deiner Bücher? Spielt die Optik des Buches eine Rolle für dich? Liest du auch eBooks? Wo versorgst du dich mit neuen Büchern? Wieviel bist du bereit für ein gutes Buch auszugeben? Worauf achtest du beim Kauf eines Buchs?
Ich habe definitiv ein Faible für Hardcover. Einerseits finde ich einen festen Einband beim Lesen etwas angenehmer, andererseits spielt dabei natürlich auch die Ästhetik eine Rolle. Eine schöne und detaillierte Gestaltung zieht in Buchläden, auf Blogs und Social Media eher die Blicke potenzieller Käufer*innen auf sich, darüber sind sich die Verlage ja auch sehr bewusst. Letztendlich entscheidet aber der Titel und der Klappentext, eventuell noch die Leseprobe, ob ein Buch einen Platz auf meiner Wunschliste und schließlich in meinem Bücherregal findet. Besonders wenn mich eine Geschichte wirklich interessiert, ist die Optik dann auch nebensächlich. Und auch auf Autor*innen und Verlage achte ich da selten. 

Sachbücher lese ich hauptsächlich als eBooks, die sind im Reader komapkt und platzsparend verstaut. Als ich für ein Jahr nach Finnland gezogen bin und nur noch selten in deutschen Buchhandlungen stöbern konnte, habe ich mir ein System erdacht: Bücher unter 400 Seiten landen tendenziell eher auf meinem Reader, Bücher ab 400 Seiten kaufe ich mir in der Printausgabe, denn es fällt mir schwer dicke Fantasy- und Sci-Fi-Schmöcker auf einem Reader zu lesen. Da spielt natürlich auch eine Rolle, dass ich hier auf dem Blog bestimmte Bücher lieber als Printausgabe präsentieren möchte, anstatt immer nur meinen Reader zu fotografieren. Da gebe ich auch ohne zu zögern 20-25€ für ein Hardcover aus, für Schmuckausgaben meiner Lieblingsbücher auch mal mehr. Aber auch gebrauchte Bücher ziehen bei mir regelmäßig ein. Als Kind bzw. Teen sind neue Bücher vor allem als Geschenke eingezogen und ich habe öfter Bücher aus der Bibliothek ausgeliehen, da das Geld knapp und Bücher zu kaufen nicht immer die Priorität war. In unserem Landkreis gab es auch einen Bibliotheksbus, dem ich so oft wie möglich einen Besuch abgestattet habe. Gerade für Kinder und Jugendliche aus wirtschaftlich schwächeren Haushalten, sind Bibliotheken eine wichtige Anlaufstelle für Lesestoff. 


BÜCHERMANAGEMENT

  • Fragen: Verleihst du Bücher? Wenn ja an wen und welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Wo bei dir Zuhause hast du überall Bücher? Wie sortierst du deine Bücher im Regal? Was nutzt du als Lesezeichen? Markierst du dir Stellen in einem Buch?
Ich verleihe meine Bücher nur selten und wenn, dann ausschließlich an meine engsten Freunde. Bücher sind für mich ein kostbares Gut, da früher einfach nicht das Geld da war, um mich jeden Monat mit einem Stapel neuer Bücher zu versorgen. Bücher waren ganz besondere Geschenke oder ich habe mein Taschengeld über einen längeren Zeitraum gespart, um mir ein Buch zu kaufen. Umso schlimmer war es dann, wenn geliebte Bücher nicht mehr zu mir zurückgefunden haben. Da bin ich etwas gebranntmarkt. Gerade weil Bücher für mich so wertvoll sind - ganz egal ob sie nun 5€ oder 25€ gekostet haben - gehe ich sehr sorgfältig mit ihnen um: Ich habe eine ganze Lesezeichensammlung und bevor ich die Seiten umknicke, benutze ich Kassenbons oder Zugtickets. 

Besonders schockiert bin ich deshalb auch, wenn Leute Bücher in den Müll werfen oder sogar verbrennen ... Geschichtsbewusstsein! Auch wenn mir ein Buch überhaupt nicht gefallen hat und eine Geschichte starke negative Gefühle in mir hervorruft, sollte man immer bedenken, dass es sich dabei um ein kreatives Werk handelt, in das jemand viel Zeit und Herz investiert hat. Es gibt so viele Möglichkeiten, ein ungeliebtes Buch loszuwerden - Flohmärkte, Online-Shops für gebrauchte Bücher, Tauschplattformen, Bücherschränke, das Buch in der Bahn "vergessen" ... Wer Bücher in gutem Zustand absichtlich in den Müll wirft, zeigt einfach, dass sie*er keinen Respekt vor der kreativen Arbeit anderer hat. 


  • WIE BELESEN IST DEIN BEKANNTEN- UND FREUNDESKREIS? KENNST DU MENSCHEN DIE KEIN BUCH BESITZEN?
In meiner Familie lesen eigentlich alle gerne: Mein Opa hauptsächlich Historisches, meine Oma und meine Mum viele Krimis und zwischendurch mal den ein oder anderen Roman. Mit meinen Freunden teile ich mir die Liebe zur Fantasy und da tauschen wir auch immer fleißig Buchtipps aus. Mein Partner dagegen ist eher ein Lesemuffel, aber auch er hat ein kleines Bücherregal und Sofies Welt von Jostein Gaarder ist sein Lieblingsbuch. 

Ich muss gestehen, dass ich die Ansicht, die hier unterschwellig in dieser Frage mitschwingt, sehr kritisch sehe. "Belesen" zu sein, also bevorzugt viele Klassiker und "hohe Literatur" gelesen zu haben, ist in Deutschland eng verknüpft mit einer spezifischen Vorstellung von "Intelligenz" und gesellschaftlichen Status. Auf Menschen, die keine oder kaum Bücher lesen, wird gerne verächtlich heruntergeblickt und ihnen wird oft die nötige "Intelligenz" abgesprochen, einen Sachverhalt verstehen zu können. Das ist eine sehr elitäre und klassistische Weltanschauung. Daher möchte ich hier deutlich sagen, dass man weder Aristoteles noch Homer, weder Goethe noch Schiller, weder Mann noch Grass gelesen haben muss, um ein gebildeteter Mensch zu sein. Man muss überhaupt kein Buch gelesen haben, um ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein. Jede*r sollte als Individuum respektiert werden und das muss sich vor allem das "Bildungsbürgertum" hinter die Ohren schreiben. 


  • WAS FÜR EINE ROLLE SPIELEN BÜCHER IN DEINEM BERUFSLEBEN?
In der Hotellerie und in der Buchhaltung spielen Bücher überhaupt keine Rolle, da geht es um Gastfreundschaft und Zahlen. Aber ich studiere Germanistik und Fennistik, arbeite nebenberuflich zeitweise für Kulturveranstaltungen und würde mich als angehende Literaturwissenschaftlerin bezeichnen und da spielen Bücher natürlich die Hauptrolle.


WARUM LESE ICH?

Bücher und das Lesen lassen mich in fremde Welten abtauchen, lassen mich andere Lebensentwürfe kennen lernen, lassen mich an fremden Schicksalen teilhaben, lassen mich neue Horizonte erschließen. Bücher lassen mich meinen Platz in der Welt finden. Und auch wenn mich manche nicht mitreißen können, macht mir das Lesen unglaublich viel Spaß und ich liebe es einfach, in Geschichten eintauchen zu können, die mir eine neue Perspektive mitgeben können oder mich einfach mit den Figuren mitfiebern lassen. Die Momente, in denen ich lese, sind kleine Selfcare-Momente und bringen Ruhe in einen oft hektischen Alltag.  


Lasst mich in den Kommentaren gerne wissen, warum ihr lest. 😊

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